Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich und bin stolz, Sie heute hier begrüßen zu können.

Ein langer Weg der Konsenssuche über den jetzt vorliegenden Kooperationsvertrag liegt hinter uns. Jetzt ist es geschafft, heute soll dieser von uns unterschrieben werden.

Vielen Dank, dass Sie hier nach Kevelaer in den Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde  gekommen sind.

Der Versuch, ja das Streben eine neue Form der Zusammenarbeit in der Zukunft in unserer Region in unserem Kreis Kleve zu finden ist Chance und Risiko zugleich und verbindet uns alle. 

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Weiterentwicklung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft im Kreis Kleve mit Ihren drei Untergruppen ist notwendig, da die PSAG etwas in die Jahre gekommen ist und man darf schon Fragen:

Geben wir in dieser Form dort noch die richtigen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit?

Wir wollen die PSAG in veränderter Form und Struktur in den Prozess des Aufbaus des „Verbundes für Teilhabe und Behandlung im Kreis Kleve“, abgekürzt VTB, mit einbinden und auch einbringen.

Wir meinen, der VTB ist unsere Antwort auf die in der Zukunft vor uns liegenden Aufgaben:

Zuallererst soll sich unsere Zusammenarbeit im VTB aber an den Ergebnissen messen lassen, welche er konkret für die Kundinnen und Kunden, für die Klientinnen und Klienten, für die Patientinnen und Patienten und für die Nutzerinnen und Nutzer bringt.

Die Felder, die zu bearbeiten sind und sich ganz konkret und pragmatisch jetzt schon abzeichnen und eingrenzen lassen, sind folgende fünf Bereiche:

  1. Gemeinsam Lösungen für Menschen mit komplexen Hilfebedarfen finden, über die Anbietergrenzen und deren Interessen hinaus.
  2. Menschen, die es mit sich und anderen schwer haben, nicht aufzugeben sondern für sie und mit ihnen in unserem Sozialraum eine undogmatische innovative Lösung zu finden.
  3. Die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen hier bei uns im Kreis Kleve und das Benennen von eventuell fehlenden Angeboten in allen relevanten Versorgungsbereichen.
  4. Gemeinsamen Austausch und Kennenlernen durch soziale Veranstaltungen und Fortbildungen der Kooperationspartner.
  5. Die Betroffenen und Angehörigen einzubinden ist leider noch immer nur zu oft ein Postulat und nur zum Teil gelebte Wirklichkeit bei uns in der Region. Das muss sich ebenso ändern.

Grundsätzliche Fragestellungen, die einen weiteren Bogen spannen, wären und werden uns wohl auch bewegen:

Das UN-Übereinkommen für die Rechte behinderter Menschen wird wohl alsbald in Deutschland in das Bundesteilhabegesetz einfließen und umgesetzt werden. Der jetzt bekannt gewordene finale Gesetzesentwurf betrifft aber mehr die Interessen der Kostenträger und deren Steuerungsmacht  -gut ich gebe zu das ist etwas spitz formuliert. Aber noch mehr Bürokratie und Zugangshürden sind nicht das, was wir uns erhofft haben, denn eine veränderte Finanzierung ist per se noch keine bessere Hilfe.

Eine Ausrichtung aller Angebote auf eine konsequente Personenzentrierung und bedarfsgerechte Hilfen sind ebenso einzufordern und umzusetzen.

Wir wollen uns durch unseren Zusammenschluss mehr Gehör im gesundheits- und sozialpolitischen Diskurs verschaffen und versprechen uns davon, unabhängiger agieren zu können.

Das Übergangsmanagement zwischen den Sektoren und den Sozialgesetzbüchern sollte besser werden. Stationär zu ambulant und Medizinsystem zu Sozialsystem und auch ebenso umgekehrt.

Nun gut ein Schulterschluss, wie wir ihn heute hier vornehmen, kann uns dabei auf jeden Fall eher helfen als schaden.

Dies soll mit gelebter und uneingeschränkter Transparenz und Verbindlichkeit untereinander in der gemeinsamen Zusammenarbeit erreicht werden.

Wie sang Bob Dylan einmal: the times they are a changin.

Diese Weisheit sollten wir anerkennen und Konsequenzen daraus folgen lassen.

 
Sehr geehrte Damen und Herren!

Im Kern geht es um Verbesserung der Lebenssituation der Menschen, für die wir Verantwortung übernommen haben.

Ich komme zum Schluss:

Bei all dem geht es aber auch um uns und unser Verständnis von Zusammenarbeit und Kooperation.

Das Maß der Verantwortung, welches wir von der Gesellschaft übertragen bekommen in Bezug auf die Menschen, die uns anvertraut sind, ist kein geringes.

Jedoch sind soziale Dienstleistungen durch nicht schlüssige Tauschbeziehungen gekennzeichnet (so nennt man das in der Betriebswirtschaft). Das bedeutet, die Leistungsempfänger sind oft nicht (oder sehr selten) die Leistungszahler. Öffentliche Kostenträger übernehmen die Kosten für die soziale Leistung und kreieren somit einen Quasimarkt, da „Konsumenten“ und Leistungszahler nicht identisch sind.

Besonders auch vor diesem Hintergrund der sozusagen nicht echten Marktwirtschaft ist unsere Kooperation eine wichtige Entwicklung, da wir auch das Wohl der Gesellschaft und nicht ausschließlich unsere Gewinnmaximierung als Ziel haben können und müssen. Wir alle haben eine soziale Verantwortung. Okay, unsere Brötchen müssen wir alle auch bezahlen können.

Lassen Sie uns die Vielfalt der Dienstleister zum Nutzen einer modernen bedarfsgerechten Versorgungsstruktur zusammenführen. Es besteht eine große  Schnittmenge zwischen uns.


Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der VTB kann nur durch aktives Tun und Verantwortungsübernahme durch uns alle zu einem Erfolg geführt werden. Wie ich am Anfang ausführte, ist der Erfolg des VTB noch lange nicht ausgemacht. Sie und ich, wir, müssen daran arbeiten und wir müssen Verantwortung übernehmen. Langweilige und zeitraubende Sitzungen ohne ein Outcome können nur wir vermeiden.

Am Ende des ersten Jahres werden wir zusammen eine Kosten- und Nutzenanalyse durchführen. Nur wenn ein eindeutiges Votum für die weitere Sinnhaftigkeit durch die kooperierenden Partner gegeben wird, sollten wir weiter machen. Entweder erfolgt eine Anpassung oder  der Exitus. Sozusagen eine evolutionäre Evaluation.

Soweit so gut.

Joachim Bauer stellt in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“ fest:

… das Gehirn belohnt gelungenes Miteinander mit der Ausschüttung von Botenstoffen, die gute Gefühle und Gesundheit erzeugen…

In diesem Sinne wünsche ich uns alle viele Botenstoffe und natürlich Gesundheit.

 

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